Pressemitteilung
Unter dem Titel „Das Beste aus der Region“: ÖDP legt „Hallertauer Einkaufsführer“ auf
Pressemeldung der Hallertauer Zeitung in der Ausgabe vom 23.09.2011
Öko-Partei organisiert mit einigen Direktvermarktern Bauernmarkt auf dem Griesplatz
Wenn Ökobauern Tomaten anbauen, benötigen Sie nur zwei Prozent der Energie, die für Tomaten aus holländischen Gewächshäusern notwendig sind. Oder: in einem Kilo Kiwi-Früchte steckt soviel Energie, dass man 6800 Kilogramm heimisches Obst aus einem Umkreis von 100 Kilometer antransportieren könnte. Kann man da als Verbraucher noch guten Gewissens zugreifen? Die ÖDP sagt nein und gibt daher Ihren „Hallertauer Einkaufsführer“ heraus, der den Kunden hilft, sich auf dem durchaus reichhaltigen regionalen Lebensmittelmarkt besser zurechtzufinden.
In den Augen von ÖDP-Vorsitzenden Bernd Wimmer und seiner Stellvertreterin Annette Setzensack ist es schlichtweg ein Skandal, wenn Lebensmittel über Kontinente hinweg gekarrt werden. „Und erschwerend kommt noch hinzu, dass unsere Lebensmittelindustrie auch noch die meisten Agrarsubventionen erhält“, empört sich Wimmer. Mit der jetzt in einer Auflage von 5000 Stück erschienenen, kostenlosen Informationsbroschüre, die ab Anfang Oktober auch im Internet (www.oedp-mainburg.de) abrufbar sein wird, will die ÖDP nach den Worten Setzensacks ein deutliches Signal setzen, frei nach Johann Wolfgang von Goethe: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“.
44 landwirtschaftliche Direktvermarkter aus der Hallertau, darunter 17 ökologisch produzierende Landwirte, stellen sich und ihre Produkte auf 16 Seiten vor. „Wir haben bewusst nicht nur Öko-Betriebe aufgenommen, weil wir anderweitig wirtschaftende Landwirte nicht ausgrenzen wollten“, sagt Bernd Wimmer. Auf jeden Fall dürfte bei den aufgeführten Direktvermarktern die Energiebilanz stimmen. Trotzdem sei es wichtig, dass die Verbraucher bewusst einkaufen und dich bei den regionalen Erzeugern über die unterschiedlichen Herstellungsweisen der lebensmittel informieren, ergänzt Setzensack.
Nach der festen Überzeugung von Wimmer und Setzensack gibt es einen Markt für regionale Produkte. 41 Prozent der befragten Kunden kauften mittlerweile ethisch korrekte Produkte. Acht von zehn Konsumenten kauften zumindest ab und zu solche Produkte. Sie achteten dabei vor allem auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen, soziale Verantwortung, umweltfreundliche Herstellung, fairen Handel, Recyclbarkeit und Regionalität, zitieren die beiden ÖDP-Vorsitzenden einschlägige Studien. Leider halte die Flächensteigerung von 75 Prozent im ökologischen Landbau in den Jahren 2000 bis 2009 mit dem Umsatzplus der Branche von immerhin 180 Prozent nicht mit. Wimmer macht dafür die mangelnde staatliche Förderung als Grund aus. Eine Tatsache, die er mit verantwortlich dafür macht, dass es Bio-Produkte nach wie vor schwer haben, sich durchzusetzen.
Nicht erst seit den aufsehenerregenden Lebensmittelskandalen der jüngsten Vergangenheit, die vor allem Futtermittelskandale gewesen seien, fordert die ÖDP nach den Worten ihres Ortsvorsitzenden eine Regionalisierung der Nahrungsmittelproduktion. Auf der einen Seite würden Bauern immer abhängiger vom Weltmarkt, auf der anderen Seite werde das gesamte Versorgungssystem immer anfälliger, befürchtet Setzensack. „Es drängt sich doch der Eindruck auf, bei diesen oft schon industriellen Produktionsweisen geht es nur noch um den Export und nicht mehr um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.“ Die leider auch vielfach von Interessentenvertretern der Landwirte unterstützte Produktion billiger Massenware gefährde zudem immer mehr die Existenz der kleinen und mittleren Familienbetriebe in der Region, weil diese dadurch zum Spielball weniger großer Lebensmittelkonzerne würden, so Wimmer.
Um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken, hält es Annette Setzensack für sinnvoll, wenn sich die Bauern vor Ort solidarisieren. Dafür habe ihnen die ÖDP mit ihrem Einkaufsführer ein Forum geboten. „Das kann ein erster Schritt in Richtung einer dezentralen Vermarktungsstruktur sein“, sagt die stellvertretende Ortsvorsitzende. Als weiteres Ziel schwebt Bernd Wimmer die Einführung eines „Regional-Siegels“ vor. Leider fehlt es nach seinem Dafürhalten dazu noch am notwendigen politischen Willen.
Aber auch bei den Verbrauchern sei es an der Zeit, sich auf dem Lebensmittelmarkt neu zu orientieren, meint Setzensack. „Hochwertige Lebensmittel sind eine Frage der Wertschätzung. Also muss jeder bereit sein, dafür auch einmal mehr Geld auszugeben.“ In der 60er Jahren habe ein deutscher Haushalt noch etwa 40 Prozent seines Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben. Heute seien es nur noch zehn Prozent. Setzensack: „Am Beispiel des Fleischkonsums: Wenn wir uns in einem der reichsten Länder der Erde keine andere Tierhaltung leisten wollen als die leider in der Massenproduktion bereits alltägliche, nämlich dass beispielsweise 25 bedauernswerte Hähnchen auf einem Quadratmeter oft ohne Tageslicht gemästet werden, versagen wir jämmerlich in unserer Verantwortung für unsere Mitgeschöpfe.“
Wie Wimmer und Setzensack weiter ankündigten, will der ÖDP-Ortsverband ein Gesamtpaket schnüren, was verantwortungsvolle Lebensmittelpolitik betrifft. So soll demnächst ein Antrag zum Schutz vor Gentechnik in den Stadtrat eingebracht und die Aktion „Mainburg wird Fairtrade-Stadt“ angestoßen werden.
INFO: Der „Hallertauer Einkaufsführer“ wird am Samstag, 01. Oktober, im Rahmen des bundesweiten „Tag der Regionen“ auf einem von der ÖDP zusammen mit einigen Direktvermarktern aus der Region organisierten Bauernmarkt von 7 bis 12 Uhr auf dem Mainburger Griesplatz vorgestellt.