Pressemitteilung
Ökologischer Aschermittwoch in Landshut-Käufelkofen
Zukunft der Energieversorgung: Digital, regional, nachhaltig
Der ÖDP Kreisverband Landshut hatte gemeinsam mit dem ÖDP Ortsverband Ergolding zum Ökologischen Aschermittwoch beim Jägerwirt in Käufelkofen eingeladen. Rund 40 Gäste lauschten einem hochinteressanten Vortrag von Andreas Engl aus Bodenkirchen, dem Gründer und Geschäftsführer der Regionalwerke und ständigem Mitglied des Bayerischen Energiebeirats.
Engls Vision ist eine bezahlbare Versorgung mit erneuerbaren Energien in Bürgerhand und im Einklang mit der Natur, erst in Bayern, dann bundesweit. Primär geht es natürlich darum, Strom auf klimafreundliche Art und Weise zu erzeugen und dadurch Treibhausgase einzusparen. Er will aber auch einen aktiven Beitrag zum Artenschutz leisten. Das Solarfeld-Biotop Oberndorf beheimatet bereits über 550 dokumentierte Tier- und Pflanzenarten und produziert zugleich erneuerbaren Strom für 350 Haushalte. Die Regionalwerke, so Engl, unterstützen die regionale Energiewende, von der sowohl die Umwelt als auch Stromkunden profitieren können. Aus Engls Sicht macht es keinen Sinn, Stromlieferungen mit Zertifikaten durch „Greenwashing“ in „grünen Strom“ umzuwandeln. Er setzt stattdessen auf Strom aus der Region und für die Region mit regionalen Bürgerenergieanlagen.
Bernd Wimmer, Landtagslistenkandidat der ÖDP im Stimmkreis Kelheim und niederbayernweit wählbar, wies daraufhin, dass die veralteten Stromverteilnetze in der Bundesrepublik und besonders auch in Bayern überlastet sind. Daher käme es heute schon zur Verschwendung wertvoller Energie. „Die letzten beiden Jahrzehnte ist die bayerische Landesregierung weitgehend untätig geblieben, so dass Initiativen wie die von Andreas Engl für die regionale Ökostromversorgung aus Sonne, Wind und Biogas ausgebremst werden. Hier besteht massiver Nachholbedarf seitens des Landes Bayern für die Modernisierung der Stromnetze. Zusammen mit meinen ÖDP-Kollegen werde ich das im Hinblick auf die Landtagswahl am 8. Oktober einfordern“, erklärte Wimmer.
Andreas Engl fordert Marktanreize vor Ort, damit sich Erzeuger und Verbraucher einer Region zeitgleich aufeinander abstimmen und dadurch das Stromnetz entlastet wird. Denn um die dezentrale Energiewende mit 100% erneuerbaren Energien zu bewerkstelligen, ist Engl zufolge eine Vervierfachung des aktuellen Photovoltaikstroms und die Forcierung des Windradausbaus unerlässlich, somit aber auch ein intelligentes sowie vorausschauendes Erzeugungs- und Verbrauchsverhalten.
Organisieren soll diesen dezentralen Strommarkt dann ein Regionalwerk. Die Idee und Vision von Andreas Engl ist, dass die bayerischen Kommunen in jedem Landkreis ein gemeinsames Kommunalunternehmen gründen, das "Stadtwerk für den Landkreis". Dazu sollen diese die Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) für das gemeinsame Kommunalunternehmen wählen und in einem ersten Schritt PV- und Windkraftanlagen in eigener Hand ausbauen, um Geld für die kommunalen Kassen oder den Aufbau weiterer Geschäftsbereiche, wie der Energievermarktung, zu erwirtschaften. Als Vision für die Zukunft soll eine digitale Plattform aufgebaut werden, die dann jedes Regionalwerk nutzen kann, um den eigenen Bürgern und Betrieben sogenannte smart-services anzubieten, um zum Beispiel den Post-EEG-Strom zu vermarkten. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI)-gestützten Prognosealgorithmen soll dann die regionale Energiewende organisiert werden.
Dr. Ralf Schramm, Landtags-Direktkandidat des benachbarten Landkreises Kelheim hatte in diesem Zusammenhang datenschutzrechtliche Bedenken. Das Datensammelbestreben vieler Unternehmen im Internet und im privaten Haushalt mache ihm Sorgen. Es beruhige ihn auch nicht, so Schramm, dass die Daten nicht beim kommerziellen Stromversorger, sondern bei der Kommune auflaufen. Technisch möglich seien jedenfalls Datenauswertungen, die tiefe Einblicke in das private Verbraucherverhalten ermöglichten. Dies erachtete auch Andreas Engl als äußerst kritisch und sah eine Lösung beispielsweise darin, Daten nicht über einzelne Verbrauchsstellen, sondern zusammengefasst über ganze Straßenzüge und so in gewissem Maße anonymer zu erheben. Das allerdings scheint äußerst fraglich. Denn geht es nach der Bundesregierung, dann soll der Einbau sogenannter Smart Meter bis 2032 Pflicht werden. Diese kommunizieren Daten über den Stromverbrauch einzelner Verbrauchsstellen über das Internet zum Stromversorger und eröffnen damit eben doch eine Technik zum Auswerten des Verbraucherverhaltens.
Zum Ende des Ökologischen Aschermittwochs hin bedankte sich Ergoldings ÖDP-Ortsvorsitzender Max Huber bei Andreas Engl mit einem kleinen Präsent für den informativen und innovativen Vortrag, sowie für seinen Einsatz für das Gelingen einer dezentralen Energiewende.